Kultur gegen die Energieverschwendung

Kultur gegen die Energieverschwendung

Werner König hat sich für seine Promotion ein ungewöhnliches Forschungsthema ausgesucht:
Welchen Einfluss hat die Unternehmenskultur auf die Energieeffizienz in kleineren Betrieben?
Die Antwort verblüfft: einen größeren als man denkt.

Ein Steinbruch in der Nähe von Freiburg. Die Mitarbeiter eines Mineralstoffwerks treffen sich zum Morgenmeeting, darunter auch die Energieteams. Wieviel Energie verbraucht ein Prozess mit einer bestimmten Maschine und wo kann man etwas abzwacken? Seit Jahren gibt es ein Energiemanagementsystem, jeder Mitarbeiter macht mit beim Aufspüren von Energielecks, das Engagement ist Teil der Unternehmenskultur.

Verhaltensänderungen fallen schwer

„Das ist nicht überall so“, betont Werner König. Für seine Promotion bei Professorin Sabine Löbbe am Reutlinger Energiezentrum in Zusammenarbeit mit der Universität Wien geht der Soziologe in Betriebe, jeweils fünf Tage, elf Unternehmen in Baden-Württemberg nehmen teil. Dort beobachtet er, wie die Mitarbeiter miteinander umgehen, stellt Fragen, schaut sich die Unternehmenshistorie an. Wie beeinflusst die Unternehmenskultur in kleinen und mittelständischen Betrieben Entscheidungen für Energieeffizienz? Bisher hat sich die Forschung auf technische Maßnahmen konzentriert, die Unternehmenskultur wurde bisher kaum mit sozialwissenschaftlichen Methoden untersucht. König erläutert: „Was nützt eine energiesparende LED-Leuchte, wenn sie am Ende des Arbeitstags niemand ausschaltet?“
Die Kultur, etwa das Auftreten des Chefs, spiele sehr wohl eine Rolle. Das Problem: „Technische Änderungen fallen leicht, Verhaltensänderungen schwer.“

Brennen für das Thema

Dass Werner König so leicht das Vertrauen der Partnerunternehmen gewonnen hat, verdankt er auch seinem Werdegang. Der 39-jährige Österreicher war ursprünglich Maschinenschlosser und weiß, worauf es im Umgang mit kleinen Betrieben ankommt.
Erst danach sattelte er ein Soziologiestudium drauf und stieß vor einem Jahr ins Team von Sabine Löbbe. „Ich war sofort angetan von seinem Hintergrund und wie er für das Thema brannte“, so Löbbe. Das sieht man offenbar auch im Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst so, das Königs Projekt mit 130.000 Euro fördert.
Welche Hebel haben Unternehmen nun, eine Kultur der Energieeffizienz zu etablieren? König empfiehlt Betrieben schon jetzt vier Maßnahmen: Automatisierung (den Faktor Mensch ausschalten durch Technik), Aufstellen von Verhaltensregeln, Motivation steigern sowie Sensibilisierung. Die letzte Strategie sei die wichtigste, aber auch die langwierigste. „Kulturänderungen dauern immer lange“, verdeutlicht König.

Quelle:

Bernd Müller

Weiterführende Informationen:
www.reutlingen-university.de/research/loebbe

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